Viele Menschen leiden bereits in jungen Jahren an Übergewicht, welches nur schwer in den Griff zu bekommen ist. So sind rund ein Sechstel aller Kinder und Jugendlicher zu dick. Besorgniserregend ist besonders die stete Zunahme der Zahlen in den vergangenen 25 Jahren. Dem will Dr. Stefan Renz, ein Hamburger Kinderarzt und Vorsitzender des Hamburger Landesverbands der Kinder- und Jugendärzte, nun Abhilfe schaffen.

Wer nicht regelmäßig Sport treibt und sich nur wenig bewegt, leidet oftmals an Übergewicht. Aber nicht nur Erwachsene sind betroffen. Nein auch Kinder haben immer öfter Gewichtsprobleme. Kinderarzt Dr. Stefan Renz ist an der Entwicklung einer Methode, mit der man dieser meist genetischen Veranlagung bereits im Mutterleib vorbeugen können soll. Das sogenannte Stopp-Projekt.

Vorbeugung bereits im Mutterleib

Diese beinhaltet Präventivmaßnahmen bereits während der Schwangerschaft. Es sei wissenschaftlich bewiesen, dass Kinder übergewichtiger Mütter ebenfalls die Veranlagung haben, dick zu werden. Diese ließe sich durch die Epigenetik, welche den Einfluss äußerer Faktoren auf das Erbgut behandelt, erklären. So werden während der Schwangerschaft und der ersten Monate nach der Geburt der Stoffwechsel reguliert und bestimmte Funktionsweisen angeeignet und beibehalten. Beim Fötus kann ein unphysiologisches hormonelles Milieu, in dem mehr Hormone als benötigt produziert werden, entstehen. Dadurch würde eine Fehlprogrammierung hervorgerufen, die die Weichen der Regelsysteme der Nahrungsaufnahme bereits frühzeitig falsch stellt. Ähnliches sei auch durch Überernährung in der frühen Säuglingszeit möglich und das Risiko für Übergewicht, erhöhten Blutdruck oder Diabetes Typ 2 erhöhe sich. Diese Symptome zeigen ebenfalls Kinder, die mit mehr als 4000 Gramm das Licht der Welt erblicken.

Gesunde Ernährung und Bewegung unumgänglich

Aus diesen Erkenntnissen ziehen Renz und Kollegen den Schluss, dass besonders in der Schwangerschaft eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung dringend notwendig sind. Zudem müssen Schwangere nicht für zwei essen, zehn Prozent mehr an Nahrung sind völlig ausreichend. So sollte eine Normalschwangere zwischen zehn und 15 Kilogramm zunehmen und auch sportlichen Aktivitäten nachgehen. Empfehlenswert sind hier drei- bis viermal wöchentlich eine halbe Stunde Bewegung. Zu bevorzugen sind Sportarten wie Joggen, Schwimmen, Gymnastik oder Radfahren, die die werdende Mutter nicht überanstrengen.

Stillen: Natürliches Mittel zur Prävention

Nach der Geburt kommt man Überernährung mit einem einfachen Mittel zuvor, nämlich dem Stillen. Am besten sei es für die Säuglinge, wenn sie fünf Monate von der Brust der Mutter ernährt werden, denn es sei statistisch nachgewiesen, dass Kinder, die mit der Flasche groß gezogen wurden, dicker sind. Um dem vorzubeugen, legen Renz und Kollegen besonderen Wert auf die Information über richtige Ernährung und Bewegung während der Schwangerschaft. So können sich Schwangere, die an Übergewicht oder Schwangerschaftsdiabetes leiden, bei ihrem Frauenarzt für das Projekt anmelden und erhalten zusätzlich Unterstützung zur normalen Behandlung. Diese Hilfe dauert meist bis zum zweiten Lebensjahr des Kindes und berät in den Themen Ernährung, Bewegung und Gesundheit. Nicht teilnehmen können Schwangere, die jünger als 18 oder älter als 45 sind oder bereits vor der Schwangerschaft an Diabetes erkrankt waren. Auch Mehrlingsschwangerschaften und künstlich befruchtete Frauen sind nicht zugelassen.

Übergewicht bei Kindern lässt sich somit frühzeitig vorbeugen durch aktive Mitarbeit bereits während der Schwangerschaft. Dr. Stefan Renz unterstützt werdende Mütter mit seinem Stopp-Projekt, das durch Spenden finanziert wird, indem er intensiv über Ernährung, Bewegung und Gesundheit während und nach der Schwangerschaft informiert. Ein weiterer Schritt in der Prävention von Übergewicht.