Rund ein Zehntel aller Kinder leidet an eine Hyperaktivitätsstörung, besser bekannt als ADHS. Doch im Gegensatz zum Bekanntheitsgrad der Krankheit selbst ist über Ihre Ursachen weniger bekannt. Nun hat ein deutscher Wissenschaftler den Einfluss von Umweltschadstoffen näher untersucht und kommt zu einem eindeutigen Ergebnis.

Für viele Eltern ist die Diagnose, dass ihr Kind an ADHS leidet, ein Schock. Doch woher dieses Defizit an Aufmerksamkeit kommt und welche Ursachen es hat, weiß man nicht so recht. Wissenschaftler tappten in der Vergangenheit oft im Dunkeln. Nun scheint ein Forscher aus Jena der Krankheit auf die Spur gekommen zu sein.

Rund zwei Kinder einer Schulklasse leiden im Durchschnitt an ADHS, wobei bei Jungen das das Verlangen nach fehlender Aufmerksamkeit wesentlich ausgeprägter ist als bei Mädchen. Ulf Sauerbrey hat mit erkrankten Kindern nun eine Meta-Studie durchgeführt, die Überraschendes zu Tage gebracht hat. Umweltgifte könnten einen großen Einfluss auf die Entstehung der Krankheit im kindlichen Körper haben. Denn bisher spielten diese in der Diagnostik von ADHS keine gewichtige Rolle.

Dennoch seien seine Studien eindeutig und lassen nur den Rückschluss zu, dass Umweltgifte potenzielle Gefahrenquellen sind. So können besondere chemische Zusammensetzungen in der Umgebung des Kindes den Krankheitsverlauf beeinflussen. Ausdünstungen aus Teppichen, Tapeten oder Anstrichen ergäben eine nicht ungefährliche Kombination für den jungen Körper. Diese Symbiose oder Zusammenfügung verschiedener Gifte ist allerdings bisher kaum erforscht worden.

So können selbst geringe Mengen die kindlichen Organismen nachhaltig beeinflussen. Vor allem wenn sie dauerhaft auf sie einwirken. Besondere Vorsicht gilt, laut dem Forscher, bei Polstermöbeln oder Spielzeug. Denn nicht in allen Ländern gelten die gleichen Richtlinien. In Deutschland liegen die Grenzwerte deutlich unter denen unserer Nachbarn. Auch in Fernost produzierte Materialien sind stärker belastet als hiesig hergestellte Produkte.

Dennoch ist Sauerbreys Diagnose umstritten, denn auch die Wissenschaft ist sich uneins über die Ursachen der Krankheit. Das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom sei, laut dem Forscher, lediglich eine Störung von normalem Verhalten, deren Kriterien 1990 festgelegt wurden. Dabei wurde die Krankheit bereits weit vor unserer Zeit im Kinderbuchklassiker „Struwwelpeter“ beschrieben. Auch übertriebene Zappelei ist eines der Merkmale von ADHS. So scheint für Sauerbrey nachgewiesen, dass die Schadstoffbelastung der Umwelt zur damaligen Zeit weitaus höher lag. Die Ergebnisse seiner Studien veröffentlichte Ulf Sauerbrey in seinem Buch „ADHS durch Umweltgifte?“ (1. Auflage, ISBN 978-3-941854-14-7).