Forscher aus Ankara haben herausgefunden, dass Menschen mit Übergewicht und Diabetes Typ2 eine veränderte Darmflora haben. Kollegen aus Indianapolis testen einen Wirkstoff für eine entsprechende Therapie.
Adipositas -schlicht Fettleibigkeit genannt – und Diabetes 2 gehen meist Hand in Hand. Nun hat Yalcin Basaran von der Gulhane Military Medical Academy School of Medicine in Ankara den Nachweis erbracht, dass die Kombination von Übergewicht und Diabetes 2 zu einer Veränderung der Darmflora führt. Die Studie seines Forscherteams präsentierte er beim Jahrestreffen der International Society of Endocrinology and the Endocrine Society (ICE/ENDO 2014) in Chicago. Die Analyse lässt den Schluss zu, dass eine Behandlung der Darmflora eine wirksame Therapie gegen Diabetes 2 darstellen könnte und der Stoffwechsel dadurch positiv beeinflusst wird.
Geringeres Vorkommen von Darmbakterien bei Diabetes 2
Zwar ist auch eine Veranlagung zur Zuckerkrankheit durch Vererbung möglich, aber es ist erwiesen, dass 50 Prozent der Menschen mit erhöhtem Risiko für Diabetes nicht zuckerkrank wurden, weil sie sich viel bewegen und auf ihr Gewicht achten. Das begünstigt den Stoffwechsel, der sich wiederum auch auf die Darmgesundheit auswirkt. Eine gesunde Darmflora setzt voraus, dass alle wichtigen Fäkalbakterien im Darm vorhanden sind. Genau hier setzt die Studie der Forschergruppe aus Ankara an, die sich mit einem kausalen Zusammenhang von Diabetes vom Typ2, Übergewicht und einer Störung der Darmflora befasst haben. Insgesamt 27 fettleibige Patienten hatten sich als Probanden zur Verfügung gestellt. Bei allen lag der Body Mass Index (BMI) über 35. Normalgewichtige Menschen haben einen BMI zwischen 19 und 25. Bei insgesamt 26 war ein Diabetes 2 diagnostiziert worden. Diesen Probanden stand eine Kontrollgruppe ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen gegenüber. Das Alter der untersuchten Personen lag zwischen 18 und 65 Jahren. Die Analyse der Stuhlproben ergab, dass bei den adipösen Probanten, die zugleich an Diabetes 2 erkrankt waren, einige Darmbakterien in deutlich geringerem Aufkommen vertreten waren als bei Menschen mit einer gesunden Darmflora. Dabei handelte es sich um die Fäkalbakterien Firmicutes, Bifidobacteria und Clostridium leptum. Ihr Anteil war gegenüber dem im Stuhl der gesunden Kontrollgruppe enthaltenden um bis zu 12,5 Prozent geringer.
Mikroorganismen dämpfen das Hungergefühl
Möglicherweise haben US-Wissenschaftler des Arzneimittelherstellers MicroBiome Therapeutics in Indianapolis bereits ein wirksames Mittel gefunden, das die These ihrer Kollegen aus der Türkei unterstützt. Sie hatten 30 Testpersonen mit Prädiabetes zur Verfügung, die ein Präparat mit Wirkstoffen einnahmen, die auf Mikroorganismen im Darm einwirken. Der Ballaststoff Inulin, der Immunmodulator Beta-Glucan und antioxidativ wirkende Polyphenole wurden einem Teil von ihnen insgesamt 28 Tage lang vor dem Frühstück oder Mittagessen verabreicht. Die andere Hälfte erhielt ein Placebo. Das Ergebnis bestätigte das Forschungsresultat von Yalcin Basaran und seinem türkischen Wissenschaftler-Team. Der verabreichte Wirkstoff verbesserte im Vergleich zum Placebo die im Blut nachgewiesenen Blutzuckerwerte deutlich. Weiterhin waren der Entzündungsmarker und die Cholesterin-Werte wesentlich niedriger als zuvor. Zudem zeigte sich, dass das Hungergefühl gedämpft war. Wie ihre Kollegen aus Ankara stellten die US-Wissenschaftler das Ergebnis ihrer Studie beim Endokrinologen-Treffen „Endocrinology and the Endocrine Society“ in Chicago vor. Sie führten jedoch an, dass weitere Untersuchungen nötig sind, um die gewonnenen Erkenntnisse zu vertiefen und das Ergebnis zu erhärten.