Im Anschluss an eine abdominale Operation braucht der Darm Zeit, um in Schwung zu kommen und seine alte Verdauungsroutine zurück zu gewinnen. Ärzte der niederländischen Catharina-Klinik haben nun in einer Studie belegt, dass Kaugummi kauen den Heilungsverlauf positiv beeinflussen und postoperative Beschwerden deutlich lindern kann.

Nicht selten benötigt der Darm nach einem operativen Eingriff mehrere Tage, um sich zu erholen und den Patienten zum Gang zur Toilette treiben. Um einen so genannten Ileus (keine Darmtätigkeit in Form von Stuhl oder Damwinden) zu vermeiden gab es bislang verschiedene Ansätze, angefangen von epidurialen Anästhesien, über Kaffee trinken bis hin zu minimalinvasiven OP-Methoden. Eine Studie unter Leitung von Dr. Misha Lyer in Eindhoven will jetzt belegen, dass Kaugummi kauen den Genesungsfortschritt verbessern und schneller zu einer erneuten Darmtätigkeit führen kann.

Niederländische Studie liefert erstaunliche Ergebnisse

An der Studie nahmen insgesamt 62 Patienten teil die Kaugummi kauen sollten, und 58 Patienten die ein Pflaster bekamen. Beiden Gruppen wurde erklärt, dass die jeweilige Methode dabei helfen sollte, die Darmtätigkeit schneller wieder anzuregen. Dabei war das Pflaster ein Placebo und enthielt keinerlei Wirkstoff. Die Kaugummigruppe hingegen sollte bereits 3 Stunden vor dem Beginn der Operation pro Stunde jeweils ein handelsübliches zuckerfreies Kaugummi konsumieren. Auch nach der Operation wurden die Patienten dazu ermutigt, schnell wieder mit dem Kaugummi Kauen anzufangen. Bereits nach zwei Tagen zeichnete sich bei 65 Prozent der Kaugummigruppe eine Darmtätigkeit nach der Operation ab. Lediglich bei fünf Patienten der Kaugummigruppe dauerte es länger als drei Tage, ehe sie zum ersten Mal den Darm entleeren konnten. In der Gruppe mit dem Placebopflaster waren es hingegen 17 Patienten, die länger als drei Tage brauchten, um Stuhl zu lassen. 50 Prozent von ihnen schafften das bereits nach zwei Tagen.

Kaugummi kauen hat Auswirkung auf autonomes Nervensystem

Um diese Ergebnisse nicht nur anhand von Beobachtungen festzulegen, sondern wissenschaftlich zu begründen, untersuchten die Ärzte bei den Patienten sonografisch die Veränderung des Antrums (ampullenförmige Ausweitung der Speiseröhre nach dem Zwerchfell) und zwar zwei Tage nach erfolgter Operation. Bei der Kaugummigruppe war der Durchmesser des Antrums nach der Nahrungsaufnahme deutlich kleiner, ein Zeichen für eine bessere bzw. schnellere Magenentleerung. Darüber hinaus sollen ihre Entzündungsmarker deutlich niedrigere Werte gezeigt haben. Insgesamt soll die Entlassungsquote aus dem Krankenhaus im Durchschnitt um drei Tage besser gewesen sein, als bei der Kontrollgruppe mit den Placebopflastern. Hierbei wäre der Unterschied allerdings nicht so Signifikanz herauszustellen gewesen. Als Ergebnis dieser Studie ließe sich festhalten, dass die simple und günstige Methode des Kaugummikauens tatsächlich eine große Wirkung auf die Genesung und die Ankurbelung der Verdauungstätigkeiten nach einem solchen Eingriff am Darm habe. Die Hypothese der Forscher lässt sich daraus wie folgt ableiten: Das Kauen stimuliere das so genannte autonome Nervensystem des Patienten und unterstütze dadurch die Darmmobilität.

Quelle: www.aerztezeitung.de